Eine breite Straße, über die Menschen flanieren, prächtige Stadthäuser mit Backsteinfassade: So präsentierte sich die Oststraße vor rund 100 Jahren. In einer neuen Serie vergleichen wir alte Postkarten mit dem aktuellen Olfener Stadtbild.
In unserer ersten Folge geht es um Tore, Stadtgraben und Geistliche.
Heute steht nur noch ein Teil der Gebäude, die auf der alten Postkarte zu sehen sind. Das Haus auf der linken Seite zum Beispiel. Heute ist die vor Kopf weiß gemauert, im Erdgeschoss sind Schaufenster eingebaut, aber der Rest der Fassade hat überdauert.
Auch das Gebäude hinten auf der rechten Straßenseite steht noch. Es ist eines von Olfens Baudenkmälern: die ehemalige Vikarie. Die Kirche ließ es 1898 bauen, um dem für Olfen zuständigen Vikar ein Heim zu bieten, erzählt Johannes Leushacke.
Dem Olfener gehört die alte Postkarte. Über 100 Postkarten von früher und heute hat der 30-Jährige gesammelt. In einer Ausstellung des Heimatvereins werden sie im Oktober zu sehen sein. Mit der dazugehörigen Geschichte, die Leushacke in verschiedenen Chroniken und Zeitschriften recherchiert hat.
Die Vikarie war nötig geworden, weil die Lebensumstände des Vikars „katastrophal“ waren, erzählt Leushacke. Er bekam kein festes Gehalt, lebte von den Spenden der Olfener Bevölkerung. Das galt lange für alle Geistliche. So bekamen sie „mal mehr, mal weniger“ zum Leben, so Leushacke. Deshalb baute die Kirche die Vikarie, damit der Geistliche wenigstens einen festen Wohnsitz hatte.
Neue Gebäude und die Vergangenheit
Viele andere Gebäude an diesem Teil der Oststraße sind neu gebaut, sind auf der Postkarte noch nicht zu sehen. Die Postkarten zeigt aber auch einen Blick zurück in die Geschichte.
'Osttor' steht oben auf der Karte. Eine Erinnerung an die Zeit in Olfens Geschichte, als die Stadt sich noch mit Stadtgraben und Toren zu schützen versuchte. 1592 baute man einen Wall um die Stadt, erzählt Johannes Leushacke. Nun führten nur noch drei Wege durch drei Tore in die Stadt:
Olfen war noch deutlich kleiner – die Gebäude auf der Postkarten hätten schon außerhalb der Stadtmauern gelegen.
Auch eine Gaststätte erinnert noch ein eines der Stadttore. Dort wo früher das Funnenkamptor stand, steht heute die Gaststätte 'de Paot'. De Paot heißt auf Platt: vor dem Tor.
Die Stadtsicherung hätten die Olfener allerdings gar nicht bauen dürfen, erzählt Leushacke. Diese Privilegien hatte ihnen niemand verliehen. Doch das Schutzbedürfnis der Olfener sei damals wohl
stärker gewesen. Im 19. Jahrhundert war die Stadt gewachsen, die Mauern überflüssig. Die Stadt verkaufte die Stadtmauern 1837. 1857 wurden sie abgerissen. Vom ehemaligen Osttor ist auf der alten
Postkarten schon nichts mehr zu sehen.
Jessica.Bader@mdhl.de