Fr, 01.04.16 - ab Heimathaus
39 Radler des Heimatvereins besuchten den Bauernhof
Ruhr
Nachrichten vom 09.04.16
Wer auf Hof Grube nur Schweine, Hühner oder Kühe vermutet, hat keine Vorstellung davon, welche Bedeutung eigentlich hinter dem Gelände am Dortmund-Ems-Kanal steckt. Hof Grube ist der älteste Hof Westfalens. Wir waren auf dem Gelände in der Bauernschaft Tetekum zu Gast und haben Besitzer Johannes Busch besucht.
Es war vor 13 Jahren. Da entdeckte das Ehepaar Busch aus Lüdinghausen einen alten, verfallenen Hof auf der anderen Seite des Dortmund-Ems-Kanals. Fünf Jahre später war der Hof gekauft, die Renovierungsarbeiten angelaufen. "Es handelt sich hier um eine Hofanlage von 1517", erklärt Johannes Busch. Von Anlagen aus dieser Zeitepoche gäbe es keine zehn Stück mehr.
Damals habe man durch eine sogenannte "Dendro-Chronologie-Beprobung", also durch die Untersuchung des Holzes, das genaue Alter datieren können. Von damals sei aber nicht viel übrig geblieben.
"Wir haben ein paar alte Balken ans Tageslicht befördert, als wir renoviert haben", sagt Busch. Diese seien noch original. Von 1517. Doch das sei nicht der älteste Fund gewesen. Archäologen
untersuchten den Hof, fanden Überreste aus dem 10. Jahrhundert nach Christus. "Es war ein Pferdegrab, das die Archäologen da hervorgebracht haben."
Mehrfach umgebaut
Mehrfach wurde der Hof in der Vergangenheit umgebaut. Kein Wunder, denn 25 Generationen von Bauern lebten hier - und jede hat den Hof auf ihre Art und Weise verändert. Das Bauernhaus wurde gestreckt und gestaucht, verbreitert und ausgebaut, erzählt Busch. "Der Giebel ist zum Beispiel von 1923. Das sieht man an der Verbauung von Backsteinen. Das deutet auf einen fast industriellen Stil hin." In der Weimarer Republik habe es einen regelrechten Schub für die Höfe gegeben. Entstanden ist zu dieser Zeit auch die Scheune, im Jahr 1927.
Im Jahr 1974 war der vorläufige Zenit des Hofes erreicht. Der damalige Besitzer Heinrich Grube baute einen großen Schweinestall auf das Gelände und trieb den Hof damit in den finanziellen Ruin. Bis zu seiner Wiederentdeckung 2003 verfiel das Gelände, sollte sogar abgerissen werden.
Wie kommt man auf die Idee, ein solches Projekt überhaupt zu verwirklichen; was treibt einen an, immer weiterzumachen und nicht aufzugeben? "Man wächst so in das Projekt hinein", antwortet Busch.
"Unsere Kinder sind damals aus dem Haus und da kam die Idee für das Projekt."
Große Unwissenheit über historische Aussagekraft
Es gäbe ein großes Unwissen um die historische Aussagekraft solcher alten Bauernhäuser, sagt Johannes Busch. Das sehe er deutlich beim Thema Bezuschussung durch Fördergelder. "Wir haben uns unter
anderem für die Regionale 2016 beworben und für das EU-Projekt Leader, das die Kultur auf dem Land unterstützen soll", erzählt Busch. Doch beide Unternehmungen scheiterten.
"Es kommen eben 1000 Burgen auf zehn solcher Bauernhäuser", sagt Busch. Bei der Regionale musste sich der Hof beispielsweise der Burg Vischering in Lüdinghausen geschlagen geben. Trotzdem gebe es auch Gutes zu berichten, denn der Hof darf sich offiziell "Baudenkmal von nationaler Bedeutung" nennen. Möglich macht das die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Von ihr wurde der Hof mehrere Jahre gefördert.
Wohnungen geplant
Doch was soll nach der Restauration aus dem Gebäude werden? Eventuell Wohnungen, sagt Busch, der mit seiner Frau selber schon im renovierten Obergeschoss lebt. Das Gebäude soll wärmegedämmt werden. Bald kommen auch neue Fenster und ein neuer Boden hinein. "Die werden die Originalfarbe bekommen, das sogenannte Bremerblau. Auch etwas, das in Vergessenheit gerät."
Das Wichtigste aber ist, so Busch, dass auch die junge Generation die Möglichkeit hat, sich ein solch wichtiges Baudenkmal anzusehen. Selbstverständlich ist das nicht. Es braucht Leute und Ausdauer. Hof Grube hatte Glück.