2006
Bernhard Wilms, Mitglied des Arbeitskreises Geschichte, hat sich im Zuge der tollen Tage die Frage gestellt, warum die Fastnacht in Olfen über viele Jahrzehnte eine Woche später gefeiert wurde
als in den umliegenden Gemeinden. In Ottmarsbocholt etwa findet der Karnevalsumzug noch heute immer am Sonntag vor Karneval statt.
Seine Nachforschungen waren erfolgreich. Die Ursache dafür liegt vor 150 Jahren bei der Vinnumer Familie Friedrich Ostrop. Die Ostrops betrieben eine Landwirtschaft, eine Schankwirtschaft und 'ein Frachtfuhrwerk von Cöln über Olphen nach Münster und Osnabrück'.
Als im Jahre 1856 im Bistum Münster aufgrund eines 'Päpstlichen Breves' das 40-stündige Gebet, verbunden mit einem vollkommenen Ablass, eingeführt wurde, habe der damalige Bischof Caspar Max empfohlen, als Bettage die drei Karnevalstage zu nehmen.
Die Folge war, dass in vielen münsterländischen Orten der Karneval eine Woche früher gefeiert werden musste, denn zur Betstunde gehen und Karneval feiern passte nicht zusammen.
Die Ausnahme blieb Olfen. Die Familie Ostrop nämlich habe, so ist es den Dokumenten des Pfarrarchivs St. Vitus zu entnehmen, im März 1856 der Kirche die für damalige Verhältnisse riesige Summe von 800 Reichsthalern gespendet, verbunden mit der Bitte, das 40-Stunden-Gebet in Olfen auf Pfingsten zu verlegen. Der Pfarrer erfüllte diese Bitte.
Die Hintergründe der Spende allerdings sind besonders bemerkenswert. Ostrops spendeten das Geld, um nicht an den drei Karnevalstagen bei merklich schlechtem Wetter zwei Mal am Tag zu Messe und Betstunde von Vinnum aus zur Olfener Kirche gehen zu müssen. Diese Pflicht war an den drei Pfingsttagen bei gutem Wetter angenehmer zu erfüllen.
Die Folgen für die Steverstadt waren positiv, denn die Fastnacht blühte zunehmend auf. Aus den umliegenden Dörfern und Städten kamen natürlich zahlreiche Leute nach Olfen, um hier am Nelkendienstag nach dem 40-Stunden-Gebet in der eigenen Gemeinde richtig Karneval zu feiern.
Bernhard Wilms