Die Fähre zur Rauschenburg

Überquerung der Lippe mit einer Fähre 

von Ludwig Pago

Fährumfang

Für das Jahr 1811 sind folgende Passagen nachgewiesen:

Passagen                      Kosten                          in Summa

                                 Rth.     Stüber                  Rth.     Stüber

47 Nachen                      1           12                    56           24

51 Holzflöße                                36                    30           36

24 Renachen                                18                     7           12

45 Flieger                                     18                    13           30

 


Tariftafel Fähre Rauschenburg

Fähr-Taxe zu Rauschenburg lt. Nachweis vom 23. September 1821     


Nr.

Gegenstand

Sgr.

Pfg.

1

Eine Kutsche mit 6 Pferden bespannt   zahlt

7

6

2

            dito.     „    4       „            „               „ 

5

8

3

            dito.     „    3       „            „               „

4

8

4

            dito.     „    2       „            „               „

3

10

5

            dito.     „    1       „            „               „

2

6

6

Für eine Landkarre mit 4 Pferden            „

4

8

7

            dito.                 „   3      „                    „

3

10

8

            dito.                 „   2      „                    „

3

0

9

            dito.                 „   1      „                    „   

2

0

10

Für einen Wagen mit 4 Pferden                „

4

8

11

            dito.              „   3      „                       „

3

10

12

            dito.              „   2      „                       „

3

0

13

Für einen Wagen mit Kohlen beladen und

mit 6 oder mehreren Pferden bespannt    zahlt


6


2

14

     dito.              mit     5     „          „               „

5

8

15

     dito.                „       4     „           „              „

4

8

16

Für einen Mann mit dem Pferde                „

1

4

17

Für eine Person                                              

 

4

18

Für einen Ochsen oder Kuh                         „ 

1

0

19

  „   ein Pferd                                                  

1

0

20

  „   ein Schwein, Schaf oder Kalb               

 

6


Fährbelastung

Auf die Belastungsfähigkeit der Fähre wurde öffentlich durch eine Warnungstafel aufmerksam gemacht, die folgenden Text enthielt:                                       

Belastungsfähigkeit der Fährschiffe zu Rauschenburg

 

1.  der Punte 
     bei gewöhnlichem Wasser[stand]       200 Zentner mit  8 Zoll Bord

     bei Sturm und großem Wasser             95     „      „   12   „     „

 

2.  des Fliegers
     bei gewöhnlichem Wasser                   14     „      „     9   „    „

 

     bei Sturm                                                 10     „      „   12   „    „


Revision der Rauschenburger Fähre
durch den Bauconducteur Wesner von Lünen am 29. April 1824


Die Eingabe des Freiherrn von Bodelschwingh-Plettenberg hatte bewirkt, dass der Bürgermeister Homann in Olfen eine baldige Revision der Fähre beantragte.


Bei der Revision an Ort und Stelle waren anwesend: Bürgermeister Homann, Rentmeister Knaup von Haus Vogelsang [auch in Twickelschem Besitz] und der genannte Revisior Wesener.

Die Revision ergab die befürchteten Beanstandungen. Im einzelnen:

  • Mangelhafte Verrichtung, da die Ponte bis dahin nur mit einer Rolle an der Fährkette befestigt war.
  • Die Fährkette an ihren Endpunkten zu hoch befestigt. Haken seien anzubringen, dass nach Passage der Flöße die Kette wieder erhöht werden könne.
  • Das Manöver des Überfahrens müsse erleichtert werden.
  • Pferdeleinen dürften sich nicht verfangen.
  • Dem Fährmann wurden die nötigen Handgriffe in fakto erklärt.
  • Es wurde empfohlen, statt der bisher gebräuchlichen Kette ein starkes Kabel-Tau in Zukunft zu verwenden.

Der Revisor verfasste einen schriftlichen Bericht mit der Bitte an den Amtmann Homann, diesen Revisionsbericht dem Fährmann Schulte zur Kenntnis zu bringen.

Nach dem  Bekanntwerden wiederholter Vorkommnisse verfügte die Regierung Münster am
21. Juli 1835, dass die Ortspolizeibehörde zu Olfen die Aufsicht über den ordnungsmäßigen Zustand der Rauschenburger Lippe-Fähre nachdrücklich zu führen habe.

Mit der Zeit wurden erste Überlegungen offen diskutiert, ob man auf Dauer dem Übelstand an der Fähre nicht durch den Bau einer, wenn auch leichten, Brücke abhelfen könne. Ein Kostenanschlag zur Erbauung einer hölzernen Brücke zeigt die vorherrschenden Gedankenspiele auf.



Fähre nach oberhalb verlegt

Die ursprünglich nördlich der Burganlage sich befindende Fähreinrichtung musste im Laufe der Zeit (~ 1850) wegen der Stromschnellen und der im Flussbett liegenden Mergelbänke aus Sicherheitsgründen etwa 300 Schritt weiter oberhalb verlegt werden.

Im Archiv der Stadt Olfen befindet sich eine Handzeichnung der ehemaligen, jetzigen und wegen der zukünftigen Verlegung des Weges neu projektierten Fährstelle zu Rauschenburg.

 


Konstruktions-Skizze für eine neue Fährponte

Konstruktionsskizze der Fährponte
Konstruktionsskizze der Fährponte

Von dem Bauinspektor Spannagel aus Recklinghausen wurde für die neu anzuschaffende Fährponte eine Berechnung der Tragfähigkeit mit einer Konstruktions-Skizze vorgelegt.


Unglücksfälle an der Fähre 

 

Unglücksfälle an der Fähre waren keine Seltenheit.


Bereits unterm 15. Juli 1861 wurde auf die Gefahren hingewiesen und die Anbringung eines Reserve-Taues vorgeschlagen. Ein Anker wurde zwar angeschafft, hat sich aber nicht bewährt.

 

Vor allem bei Eisgang können Menschen und Vieh in Not geraten.


Am 1. Februar 1867 berichtet der Amtmann dem Landrat zu Lüdinghausen, dass

unlängst die kleinere, zum Aufziehen der größeren dienende Kette an der Ponte zu Rauschenburg und heute die letztere selbst gebrochen, die Ponte heruntergetrieben und nur mit genauer Noth Unglücksfällen vorgebeugt werden konnte.  

 

Eine diesbezügliche Inspektion durch den Bauinspektor Spannagel befand, dass die Kette selbst stark genug sei, wenn ein einzelnes Glied schwächer werde, müsse es frühzeitig ersetzt werden.

 

Am 12. 11. 1868 beklagt sich der Postillon Kortmann darüber, dass in der dunklen Jahreszeit, abends gegen 5 Uhr keine Beleuchtung angebracht ist, was das Übersetzen erheblich verzögert und damit die Postpassagiere zu spät ihren Zielort erreichen [lässt].

 

Eine Währungsreform wirkte sich auch im Publikumsverkehr an der Fähre aus.
Ab 1. Januar 1875 hatte die Regierung die Umstellung der Fähr-Tarife auf die neue Reichswährung anbefohlen. (Reichsmarkgesetz vom 9. Juli 1873)