Geschichte Olfens - Olfener Kriegsopfer

Gefallenengedenken

Millionen Menschen fielen in Europa und weltweit Kriegen zum Opfer, insbesondere den beiden großen Weltkriegen. Auch mehrere hundert Olfener starben in diesen Kriegen.

 

Noch heute, mehr als 100 Jahre nach Ende des Ersten und über 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern an vielen Orten, so auch in Olfen, Kriegerdenkmäler, Ehren- und Mahnmale an das Schicksal dieser Menschen.

Sowohl in St. Vitus als auch in St. Marien finden sich Erinnerungstafeln mit den Namen der im Ersten bzw. Zweiten Weltkrieg Gefallenen der Gemeinde.

 

Solange die Heere der kriegsführenden Parteien jedoch noch vor allem aus Söldnern bestanden, machte man sich allerdings weder Gedanken um eine würdevolle Beisetzung der Gefallenen noch um ihre Ehrung durch Denkmale. Erst als im Zuge der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege auch in vielen deutschen Staaten Volksheere an der Stelle von Söldnerheeren in den Schlachten eingesetzt wurden, änderte sich diese Einstellung. Nun waren es nicht mehr fremde Söldner, sondern Ehemänner, Väter und Söhne, die ihr Leben für eine vermeintlich gerechte Sache hingegeben hatten. Erst jetzt hatte auch der einfache Soldat, und nicht nur der Offizier, ein ehrendes Andenken verdient. Sein Tod wurde zum Heldentod stilisiert.

 

Ende des 18. Jahrhunderts entstanden daher erste Denkmale, die auch an den Tod einfacher Soldaten erinnern.

 

Teilnehmer und Gefallene der Kriege von 1806 bis 1945 aus Olfen
 Krieg  Kriegsteilnehmer Gefallene Bevölkerung Olfens
Napoleonische Kriege
1806/15
ca. 1.000 aus dem
Kreis Lüdinghausen
unbekannt 2.319 (1818)
1848 mind. 3 unbekannt  
Deutsch-Dänischer Krieg
1864
„Mehrere Soldaten von hier
haben mitgemußt“ (Pfarrchronik); mind. 19
unbekannt 2.899 (1861)
Deutscher Krieg 1866 mind. 25 3  
Deutsch-Französischer Krieg 1870/71 89 8 (9% der Mobilisierten) 2.964 (1871)
Erster Weltkrieg
1914 - 1918
553 112 (20,5% der Kriegsteilnehmer) 3.747 (1917)
Zweiter Weltkrieg
1939 - 1945
mind. 843 Soldaten
(insg. ca. 1000 Soldaten)
mind. 178 Soldaten, insg.
„über 500 Männer,
Frauen und Kinder“
(Olfener Bürger und Heimatvertriebene)
4.310 (1939)

Die Erinnerungstafeln von 1876 für die Gefallenen der Einigungskriege in St. Vitus

In Olfen lässt sich die oben beschriebene neue Form der individuellen Ehrung gefallener Krieger erstmals für das Jahr 1876 nachweisen. Auf staatliche Anordnung sollten nach Ende der Einigungskriege in allen örtlichen Kirchen Erinnerungstafeln für die Gefallenen der Gemeinden angebracht werden.

 

Im Kreis Lüdinghausen überwachte der Landrat die Umsetzung dieser Maßnahme. Auf eine Anfrage aus Lüdinghausen erklärte der Olfener Amtmann am 3. Mai 1876, dass die Erinnerungstafeln für die Verstorbenen des letzten Krieges 1870/71 noch am selben Tag in der Sakristei angebracht worden seien und dass 1864 und 1866 keine Krieger aus Olfen gefallen wären.

 

Die Sakristei reichte dem Landrat allerdings als Erinnerungsort nicht aus. Er insistierte beim Amtmann, dass die dortige Anbringung der Tafeln den gebrachten Opfern der Soldaten nicht gerecht würde. Stattdessen müsse ein Ort gefunden werden, an dem die Tafeln auch von der Gemeinde gesehen werden könnten. Der Amtmann suchte daher noch einmal das Gespräch mit dem Olfener Pfarrer Dornemann. Dieser habe sich daraufhin bereit erklärt, so teilte es der Amtmann dem Landrat am 13. Mai 1876 mit, die Gedächtnistafeln neben den Bänken des Hauses Sandfort, an der südlichen Seite des Hauptschiffes in der Kirche anzubringen. In Folge dieses Gesprächs seien die Tafeln dort umgehend aufgehängt worden.

 

Der Kriegergedächtnisaltar von 1921 in der Pfarrkirche St. Vitus

Hatte sich Pfarrer Dornemann noch etwas geziert, dem staatlichen Wunsch nach Gefallenenehrung nachzukommen, reagierte sein Nachfolger Pfarrer Dirking in Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg völlig anders.
Bereits im Jahr 1915 hatte er ein monumentales Kriegerdenkmal für die Kirche bestellt. Dazu schreibt er 1919 in der Pfarrchronik:

„Bereits 1915 bestellte ich beim weithin bekannten Bildhauer Gerh. Brün in Cleve u. München ein in der Kirche aufzustellendes Kriegerdenkmal: Mater dolorosa, daneben St. Michael u. Barbara. Es wird wohl 1919 aufgestellt.“

 

Die Initiative zu diesem Kriegerehrenmal ging also vom Olfener Pfarrer selbst aus. So schnell wie von diesem erhofft, erfolgte die Aufstellung aber nicht. Es dauert noch bis 1921, ehe das Denkmal in der Kirche errichtet werden konnte. Seinen Platz fand es an der rechten Seite des Turms, unterhalb des ersten Kirchenfensters.

 

Mit ca. sechs Metern Breite und zweieinhalb bis drei Metern Höhe war es durchaus beeindruckend groß. Auf einem Unterbau aus Eichenholz zeigte es als Hauptdarstellung in der Mitte eine Pieta. Die Ausführung, so die Lüdinghauser Zeitung in einem Bericht, sei „eine ganz vorzügliche und zur Andacht stimmend.“

Vom Betrachter aus links neben der Mutter Gottes befand sich eine Skulptur des Erzengels Michael. Dieser „Kriegspatron der Deutschen“, so die Zeitung weiter, sei als „beschwingte, hoheitsvolle Rittergestalt“ dargestellt. In seiner rechten Hand hielt er ein Schwert, das er in einen sich unter ihm krümmenden Drachen bohrte, in der linken Hand trug er einen Schild.

Vom Betrachter aus rechts stand eine Figur der heiligen Barbara. Mit ihrer rechten Hand fasste diese einen Kelch, mit der linken Hand stütze sie sich auf ein Geschütz.

Die Figuren waren farblich gefasst, die Umrahmung in „goldgesprenkeltem Grün“ gehalten.

Links und rechts neben dieser Figurengruppe befanden sich zwei, durch einen vergoldeten Adler bekrönte Tafeln mit den Namen der aus Olfen im Krieg gefallenen (zu diesem Zeitpunkt 108) Soldaten.

 

Pfarrer Dirking war nicht nur Auftraggeber des Denkmals, sondern auch Hauptfinanzier. Er hatte die Hälfte der Kosten von insgesamt 20.000 Mark „als Gabe am Lebensabend“ übernommen. Auch seine „Ehrengabe“ in Höhe von 2.000 Mark, einem Geschenk der Gemeinde zu seinem goldenen Priesterjubiläum am 31. Juli 1919, verwandte er zur Finanzierung des Denkmals. Der Restbetrag wurde durch Sammlungen in der Kirche aufgebracht.

Durchaus stolz berichtet der Pfarrer über die Feierlichkeiten zur Einweihung:

„Kriegerdenkmal in der Kirche. Meister Gerh. Brün in Cleve u. München fertigte dasselbe. Am Passionssonntage 13.3.1921 Nachmittag feierliche Einweihung bei voller Kirche mit Predigt des Pfarrers. In der ganzen Gemeinde fand u. findet es maßlose Bewunderung.“

 

Heute ist von diesem Ehrenmal in der Kirche nichts mehr erhalten. In der St. Vitus Kirche in Olfen befinden sich allerdings in einer kleinen Nische, links neben dem Hauptportal, vier Tafeln mit den Namen der Gefallenen des Ersten und Zeiten Weltkriegs aus Olfen. Vor diesen Tafeln steht eine Holzfigur der Mutter Gottes.

 

 

Gedächtnistafeln in St. Marien und in der Sülsener Kapelle

Ein kleineres Ehrenmal aus Holz, mit den Namen der Gefallen des Ersten Weltkriegs aus Vinnum, befinden sich bis heute in der dortigen St. Marien Kirche.

 

Seinen Standort hat es, etwas versteckt, in der Nähe des Taufbeckens. Bei dem Objekt handelt es sich um ein Wanddenkmal bestehend aus zwei Namenstafeln und einem Relief, das die Gesichter der trauernden Mutter Gottes und ihres Sohnes Jesus zeigt.

 

Unterhalb der Namenstafeln befindet sich zusätzlich eine Inschrift in Erinnerung an Josef Horstmann, den „Gründer“ des Vorläuferbaus der heutigen Marienkirche in Vinnum. Ursprünglich dürfte sich dieses Denkmal in der alten Vinnumer Marienkapelle befunden haben, die in den 1960er Jahren durch die heutige Kirche St. Marien ersetzt wurde.

Seit 1980 gehört auch das Mahnmal der Schützenbruderschaft Vinnum zum Ensemble von St. Marien. In diesem Jahr fand das bereits 1953 errichtete Mahnmal unmittelbar vor der Kirche seinen neuen Standort.

 

Auf zwei stilisierten Sarkophagen finden sich die Namen der im Ersten und Zweiten Weltkrieg Gefallenen aus Vinnum.

 

Weitere Tafeln mit den Namen von Olfener Kriegsgefallenen findet man in der kleinen Kapelle in der Bauerschaft Olfen-Sülsen.

 

Literatur:

Leushacke, Johannes: Kriegerdenkmäler, Ehren- und Mahnmale in Olfen seit 1876. In: GKC 46, 2021. S.199-248


19.11.06 - Vortrag im Heimathaus

Weit mehr als 400 Olfener fanden im 1. und im 2. Weltkrieg den Tod. Nicht alle, aber die meisten waren Soldaten. An diese Opfer erinnert der Heimatverein anlässlich des Volkstrauertages am Sonntag, 19.11.2006, mit einer besonderen Aktion.

 

Im Flur des Heimathauses hängt ein Holzrahmen, in dem Totenzettel von 27 Olfener Gefallenen des 1. Weltkriegs gezeigt werden. Diese Gebetszettel entdeckte Doris Buthmann in den Asservaten, als sie vor einigen Monaten ihr Geschäft auflöste. Die Buchhandlung und Druckerei Buthmann hatte die Totenzettel seinerzeit gedruckt.

 

Doris Buthmann übergab die Zettel zu treuen Händen an Heimatforscher Ludwig Pago. Und der hatte die Idee zur Ausstellung im Heimathaus. Theo Dahlmann fertigte dafür einen großen Rahmen aus Eichenholz an.

 

1. Weltkrieg

Die Gemeinden Stadt- und Kirchspiel Olfen hatten 1918 rund 3.800 Einwohner. Daran sei zu erkennen, sagt Ludwig Pago, wie hoch der Blutzoll war, den sie mit 109 Gefallenen am Ende des 1. Weltkriegs zu beklagen hatten.

 

2. Weltkrieg

Im 2. Weltkrieg waren es noch mehr. 182 Soldaten fielen auf den Schlachtfeldern. Sechs Olfener, davon vier Kinder, kamen 1945 bei einem Bombenangriff auf Datteln und einem Granatenangriff auf Olfen um. Zwei wurden von Besatzungstruppen erschossen. Hinzu kommen 110 vermisste Soldaten aus der Steverstadt, deren Schicksal nicht geklärt werden konnte.

 

Auch an diese Opfer wird im Heimathaus erinnert. Neben dem Rahmen mit den Totenzetteln hängen Listen mit den Namen der Gefallenen und Getöteten des 2. Weltkriegs. Bernhard Wilms und Peter Dördelmann haben sich die Mühe gemacht, diese Namen aus dem Sterberegister des katholischen Pfarramtes St. Vitus heraus zu suchen.

 

Totenzettel werden noch gesucht

Die Sammlung der Totenzettel aus dem 1. Weltkrieg ist nicht vollständig. Aus dem 2. Weltkrieg liegen gar nur sehr wenige solcher Gebetszettel vor. Deshalb bittet der Heimatverein betroffene Familien, ihm diese Dokumente zur Verfügung zu stellen. Auch sie sollen im Heimathaus einen würdigen Rahmen bekommen.

 

Die Totenzettel können bei Manuela Kraatz an der Rezeption des Rathauses oder bei den Vorstandsmitgliedern des Heimatvereins abgegeben werden.