Am Samstag trafen sich rund 60 Olfenerinnen und Olfener zu einer Gedenkstunde auf dem Parkplatz hinter dem Rathaus. Anlass dieser Gedenkstunde war der 86. Jahrestag der sogenannten „Reichspogromnacht“. Dabei war der Rathausparkplatz nicht zufällig als Ort des Gedenkens gewählt. Stand hier doch in den Jahren zwischen 1860 und 1918 die zweite Olfener Synagoge.
Die große jüdische Gemeinde Olfens hatte damit im Zentrum der Stadt eine neue Heimat gefunden, nachdem die erste Synagoge den Flammen des Olfener Stadtbrandes von 1857 zum Opfer gefallen war.
Die „Reichspogromnacht“ gilt heute als sichtbarer Beginn des Holocaust. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 hatten organisierte Schlägertrupps jüdische Geschäfte, Synagogen und andere Einrichtungen in Brand gesetzt. Auf den Straßen des deutschen Reichs herrschte offene Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung. Tausende Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, verhaftet oder getötet.
Auch wenn die letzten jüdischen Bewohner der Stadt Olfen diese wohl bis 1928 verlassen hatten, gab es doch zahlreiche gebürtige Olfener, die während des Holocausts ermordet wurden. Ihre Namen wurden am Samstag verlesen. Es waren Olfenerinnen und Olfener jüdischen Glaubens, die hier in Olfen lebten, von hier wegzogen und aus ihrer neuen Wohnung verschleppt, deportiert und ermordet wurden.
Vorbereitet wurde die Gedenkfeier durch den Olfener Heimatverein sowie die katholische und evangelische Kirchengemeinde in Kooperation mit der Stadt Olfen. Gemeinsam erinnerte man an die Opfer und setzte ein sichtbares Zeichen gegen jedwede Form des Antisemitismus.
Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Wilhelm Sendermann führten Theo Watermeier (Heimatverein), Pfarrer Ulrich Franke (St. Vitus), Pfarrer Thorsten Melchert (Ev. Christuskirche) und Johannes Leushacke (Heimatverein) durch das Programm. Die Redner erinnerten an das Leid jüdischer Deutscher vor 86. Jahren, mahnten vor der Gefahr des Antisemitismus und berichteten aus der reichen jüdischen Geschichte der Stadt Olfen. Über 450 Jahre gestalteten jüdische Olfenerinnen und Olfener die Geschichte der Stadt entscheidend mit.
Am Ende der Veranstaltung wurden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, einen kleinen Stein mitzunehmen und an einem Ort ihrer Wahl abzulegen. In der jüdischen Tradition ist es Brauch, die Gräber der Verstorbenen mit einem solchen Stein zu kennzeichnen und ihnen so zu gedenken.
JL - 18.11.24