Johann Heinrich Franz Wiesmann wurde zu Olfen, Marktplatz 56 (heute Marktplatz 5), geboren am 23. November 1890. Nach dem Besuch der ersten vier Klassen an der Volksschule in Olfen machte er seine Gymnasialstudien zu Recklinghausen und Münster. Hier bestand er 1819 die Abschlussprüfung, kurz bevor hier die noch heute gültige preußische Abiturienten-Prüfungsordnung eingeführt wurde.
Ostern 1820 ging Wiesmann zur Universität nach Bonn, wo er am 16. August 1823 zum Doktor der Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe promovierte. Als Doktorarbeit legte er seine von der Medizinischen Fakultät zu Bonn preisgekrönte Abhandlung vor über das Wiederanwachsen der vom Körper gänzlich getrennten Teile.
Nachdem er ein Jahr lang als Assistenzarzt an der Klinik zu Bonn tätig gewesen war, legte er in Berlin seine Staatsprüfung als praktischer Arzt ab und ließ sich in seiner Heimat Olfen als praktischer Arzt nieder. Es spricht für seine Tüchtigkeit und seinen guten Ruf, dass der Minister Freiherr vom und zum Stein in Cappenberg ihn zu seinem Leibarzt erwählte. Eine innige Freundschaft entwickelte sich zwischen dem Minister und seinem Leibarzt, den er häufig in persönlichen Angelegenheiten zu Rate zog. In den Anordnungen, die der Minister für den Fall seines Ablebens schriftlich niederlegte, traf er die Bestimmung, dass sein Leichnam unter Anwesenheit Dr. Wiesmanns einbalsamiert, mit eigenen Pferden nach Frücht gebracht und dort in der Familiengruft beigesetzt werde.
Unter Assistenz zweier benachbarter Wundärzte, Lohmeyer und Heidelberg, nahm Wiesmann die Einbalsamierung vor. „Dabei bediente ich mich“, schrieb Wiesmann, „mit einigen Medikationen eines Verfahrens aus neuerer Zeit, das von dem Pariser Pharmazeuten Boudet befolgt wurde, der unter dem vorigen französischen Gouvernement den Auftrag erhalten hatte, eine Balsamierung verstorbener Senatoren, die dadurch eine Auszeichnung genießen sollten, zu leisten“.
Am 1. Oktober 1833 wurde Dr. Wiesmann als Kreisphysikus des Kreises Coesfeld nach Dülmen versetzt, wo er zugleich Leibarzt des Herzogs von Croy wurde. Im Jahre 1852 erhielt er den Titel Sanitätsrat.
Bei der Huldigung der Provinz Westfalen im Jahre 1865 verlieh der König ihm den Roten-Adler-Orden 4. Klasse. Während des Feldzuges 1870/71 stellte er sich freiwillig zur Verfügung. In Anerkennung seiner Leistungen in der Pflege von Verwundeten und Kranken wurde ihm der Kronenorden 4. Klasse und die Kriegsgedenkmünze verlieren.
Als in Nassau am 9. Juli 1872 und in Berlin am 26. Oktober 1875 je ein Denkmal des Ministers vom und zum Stein enthüllt wurde, erhielt Dr. Wiesmann als letzter Arzt des Ministers eine ehrenvolle Einladung als Ehrengast.
Bei seinem 50-jährigen Doktorjubiläum am 16. August 1873 wurde ihm vom Kaiser Wilhelm I. der Charakter eines geheimen Sanitätsrates verlieren und die Medizinische Fakultät zu Bonn ehrte ihn durch die Erneuerung des Doktor-Diploms.
Dr. Wiesmann war Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften. In medizinischen und anderen wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichte er eine Reihe von gelehrten Abhandlungen. Dem Minister vom und zum Stein hat er in zwei kleinen Schriften ein Denkmal gesetzt. Im Jahre 1871 veröffentlichte Dr. Wiesmann die Zeitschrift ‚Lebensabend seiner Exzellenz des ehemaligen Königlichen Preußischen Staatsministers Karl Freiherr vom und zum Stein, gestorben zu Cappenberg, 29. Juni 1831‘ und im Jahre 1857 veröffentlichte er die Schrift ‚Lebensumriss des Ministers vom Stein‘.
Über Steins Leben und Wirken ist eine unendliche Fülle von Schriften und Büchern erschienen, und manches Denkmal ehrt den großen Toten. Aber das schönste Denkmal hat ihn wohl Dr. Wiesmann in der vorerwähnten Schrift gesetzt mit den Worten: „Die ganze Umgebung Kappenbergs verehrt ihn als ihren größten Wohltäter und alle gemein unterstützenden Vater". Bei seinem Tode flossen zahllose Tränen des Dankes und der Liebe. Als Arzt der armen Kranken, die ich auf seine Anweisung behandelte, hörte ich eine solche allgemeine Wehklagen und so manche dankbare Träne über den Verlust dieses guten Mannes.
Aus: Lüdinghauser Zeitung v. 18. April 1950 – Köpfe aus dem Kreis Lüdinghausen –
Franz Wiesmann wurde am 3. November 1800 in Olfen geboren.
Nach dem Studium der Medizin in Berlin und Bonn ließ er sich 1827 in seiner Geburtsstadt als praktischer Arzt nieder. In seinen ersten Berufsjahren war er Hausarzt des Staatsmannes Freiherr von Stein, bis dieser 1831 verstarb. Nach dessen Tod ging Wiesmann 1832 nach Dülmen, wo er ein Jahr später zum Königlich Preußischen Kreisphysikus ernannt wurde.
In Dülmen praktizierte er 50 Jahre als praktischer Arzt, Operateur und Geburtshelfer. Zu seinen prominentesten Patienten gehörte Herzog Alfred von Croy, dessen Hofarzt Wiesmann war. Dr. Wiesmann war und ist besonders für sein selbstloses Handeln bekannt. So war er tätig in der Armenfürsorge und war Mitbegründer und Wohltäter der 1848 eingeweihten Krankenheilanstalt Franz-Hospital, dem er zu seinem 50-jährigen Doktorjubiläum 500 Taler vermachte.
Neben seiner Tätigkeit als Arzt und Wohltäter war Wiesmann sehr geschichtsinteressiert und in mehreren gelehrten Gesellschaften tätig. Er schrieb einige Abhandlungen über die Dülmener Stadtgeschichte.
Am 16. August 1873 wurde er zum ersten Ehrenbürger Dülmens ernannt.
Am 5. April 1883 verstarb der Ehrenbürger Dr. Franz Wiesmann hochbetagt und wurde unter großer Teilnahme der Dülmener Bürger beerdigt.
https://www.duelmen.de/4484.html
1810
Im Jahre 1810 wurden von der Hausstätte Wiesmann an die Kirche zu Olfen jährlich vier Schilling und bei Besitzwechsel der Gewinn mit vier Talern gezahlt. Die Stadt Olfen erhob jährlich zwei Schilling sowie die Königliche Domäne als Rechtsnachfolgerin des Domkapitels zu Münster jährlich zum Termin Martini drei Schilling.
Quelle: Lüdinghauser Zeitung vom 25.11.1961 I – 160 Nr. 56:
1832
Geburtshaus Dr. med. Franz Wiesmann, Leibarzt und enger Vertrauter des Ministers Freiherr von und zum Stein zu Cappenberg
Bürgermeisterei Olfen, Marktplatz 56
Quelle: Westfalenlexikon 1832/1835
1841
Von der Familie Wiesmann (Zahlungsschwierigkeiten) erwarb der Jude Jakob Isaak im Jahre 1841 das Haus mit den Grundstücken für 1.370 Taler.
Der Besitz ging im Erbgang an den Sohn Melchior Isaak über.
Um 1900
Eigentümer des Hauses Nr. 5 Marktplatz zu Olfen ist Moses Isaak, der das Gebäude um 1900 an den Händler Theodor Holz verkaufte.
Quelle: Hausnummer-Verzeichnis der Stadt Olfen um 1900
1920
Nölke ist Gemeindevorsteher
Quelle: Stadtarchiv Olfen – A 206:
Erbgang an den Sohn Ferdinand Nölke, Kinobesitzer, Marktplatz 54.
Erbgang an den Sohn Dr. Peter Nölke, Lüdinghausen
2020
Verkauf an die Stadt Olfen
Planung der Stadt Olfen: Abriss des alten Hauses und Neubau eines Hotels.
2021 sind Teile des Dachstuhls eingebrochen
2022 an der Stelle soll eine Gastronomie entstehen ► ... Bericht der
RN