Echte Heimat - Heimatverein Olfen
Das mittlere Foto zeigt die 1896/97 errichtete Kapelle in Vinnum. Nur die zahlreichen Spenden aus der Bevölkerung hatten den Bau der Kapelle ermöglicht.
Um den Erhalt des Gebäudes kümmerte sich der 1906 gegründete „Kapellen-Verein-Vinnum e.V.“. Am 02. Januar 1907 fand schließlich eine offizielle Einweihungsfeier mit Hochamt und Festessen im Wirtshaus Althoff statt. Als sich zeigte, dass die alte Kapelle baufällig und für die Gemeinde zu klein war, wurde sie abgerissen. In den Jahren 1967/68 erbaute man an dieser Stelle die heutige Kirche St. Marien. Die Pläne entwarf der Dorstener Architekt Manfred Ludes.
Die Vinnumer Marienkapelle und die Kirche St. Marien Vinnum
Die Marienkapelle in Vinnum
Zu jedem Dorf gehört natürlich auch eine Kirche. Eine solche gab es allerdings in Vinnum lange Zeit nicht. Dies bedeutete für die Vinnumer, dass sie lange Fußmärsche zur Pfarrkirche St. Vitus nach Olfen auf sich nehmen mussten. Zu jeder Messe eine Stunde hin und eine Stunde zurück. Um diesen Zustand zu ändern, wurde auf Anregung von Joseph Horstmann in den Jahren 1896/97 eine Kapelle in Vinnum gebaut. Zur Erinnerung an dieses Engagement ist heute eine Straße in Vinnum nach ihm benannt.
Der Weg zur eigenen Kapelle war allerdings recht beschwerlich. Insbesondere die Olfener Geistlichen standen diesem Projekt lange sehr skeptisch gegenüber. Sie befürchteten, dass die 1100 Jahre alte Olfener Gemeinde zerbrechen könnte.
Die Mehrheit der Vinnumer stand allerdings ganz offensichtlich hinter dem Bauprojekt, denn erst zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung ermöglichten den Bau der als kleine Kirche bezeichneten Marienkapelle. Ihr Ziel hatten die Vinnumer damit allerdings noch nicht erreicht. Es durften noch keine regelmäßigen Gottesdienste abgehalten werden. So stand weiterhin der regelmäßige Fußmarsch nach Olfen auf dem sonntäglichen Programm vieler Vinnumer.
Erst 1902 wurde ein Altar in der Kapelle aufgestellt. Der Olfener Pfarrer August Dirking lehnte den von Heinrich Ostrop gestellten Antrag zur Feier von Gottesdiensten in der Kapelle nach wie vor ab und beschwerte sich über „das Heimlichtun gegenüber den eigenen Geistlichen“. Dirking erklärte, er hätte nicht genügend Zeit, auch noch nach Vinnum zu kommen.
Die Vinnmuer schickten deshalb eine Abordnung zum Bischof nach Münster. Die Herren Heinrich Ostrop, Joseph Horstsmann und Franz Schürmann wurden am 12.04.1902 auch tatsächlich empfangen, allerdings noch nicht mit dem erhofften Erfolg.
Eine neue Möglichkeit ihre Ziele zu erreichen ergab sich für die Vinnumer Initiatoren im Jahr 1906. In Datteln-Meckinghoven entstand in dieser Zeit ein Dominikaner Kloster. Auf Nachfrage aus Vinnum erklärten sich die Patres bereit, gegen Bezahlung die Messe in Vinnum zu lesen.
Kappellenverein
Als Vertragspartner wurde daraufhin am 05.08.1906 der „Kapellen-Verein-Vinnum e.V.“ gegründet. Dieser Verein sollte sich um den Erhalt der Kapelle und die Bezahlung der Patres kümmern. Sofort erklärten sich 66 Vinnumer bereit, jährlich Beiträge zu zahlen. Bereits im ersten Jahr kam die für diese Zeit beachtliche Summe von 800 Mark zusammen.
Der Olfener Pfarrer war wegen der „Heimlichkeiten“ nicht erfreut. Die Vinnumer hatten ihn nicht über die Kontaktaufnahme mit den Dattelner Patres informiert. Dennoch leitete er das Anliegen der Vinnumer, Gottesdienste in der Kapelle feiern zu dürfen, an den Bischof in Münster weiter. Tatsächlich wurde die erhoffte Erlaubnis am 25.10.1906 erteilt.
Allerdings machte der Bischof zahlreiche Auflagen:
Am 02.01.1907 fand schließlich eine offizielle Einweihungsfeier mit Hochamt und Festessen im Wirtshaus Althoff statt.
Die Hartnäckigkeit der Vinnumer zahlte sich 1922 ein weiteres Mal aus. In diesem Jahr erhielten sie die Genehmigung des Bischofs, an allen Sonn- und Feiertagen zwei Heilige Messen zu feiern. So hatten die Vinnumer es doch auch gegen den Willen ihres Pfarrers aus Olfen geschafft, eine Kapelle mit eigenen Gottesdiensten zu errichten.
Am 12.06.1926 besuchte sogar ein Bischof die Kapelle. Auf dem Rückweg von einer Firmfeier in Olfen machte Bischof Johannes Poggenburg einen Halt in Vinnum. Ein Jahr später erteilte er zudem die Erlaubnis, die Heilige Eucharistie in der Kirche aufzubewahren.
Nun versuchte der Kapellenvorstand auch einen eigenen Geistlichen nach Vinnum zu holen. Dieses Unternehmen scheiterte allerdings noch. Da auch die Dattelner Patres zu viel Geld für ihre Dienste verlangten, übernahmen am 24.04.1927 schließlich die Olfener Geistlichen die Gottesdienste in Vinnum.
Auch Ableger von Olfener kirchlichen Vereinen etablierten sich nun in Vinnum. 1929 konnte eine Heizungsanlage in die Kapelle eingebaut werden und 1937 erhielten die Vinnumer eine neue Glocke.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Am Kriegsende wurde der Turm der Kapelle sogar als Ausguck für einen Wachposten genutzt. Der sollte in der Zeit des Übergangs Plünderungen verhindern. Karsamstag 1945 waren die Amerikaner in Vinnum einmarschiert.
Die Kapelle hatte den Krieg im wesentlichem unbeschädigt überstanden. So machten sich die Vinnumer daran, neue Ziele zu erreichen. Wiederum ohne eine Genehmigung aus Münster bauten sie in Vinnum eine Priesterwohnung, die am 28.03.1952 fertiggestellt werden konnte. Als dort am 11.05.1952 der erste Vinnumer Priester Alois Woltering einzog, hatten die Vinnumer ihr Ziel erreicht.
Eigenständiges Pfarrrektorat
Das „Vinnumer Modell“ – erst Tatsachen schaffen, dann fragen – hatte wie 1897 beim Bau der Kapelle erneut den erwünschten Erfolg gebracht. Am 01.11.1962 wurde Vinnum sogar zu einem seelsorgerisch selbstständigen Pfarrrektorat erhoben. Die Kapelle wurde nun der Pfarre übereignet.
Als Vinnum am 01.04.1964 auch finanziell selbstständig wurde, hatte man eine vollständige Trennung von Olfen erreicht. So konnte sich auch der Kapellenverein am 14.05.1965 auflösen.
Zweite Kirche St. Marien
Nun zeigte sich allerdings, dass die alte Kapelle baufällig und für die Gemeinde zu klein war. Man entschloss sich deshalb, den Dorstener Architekten Manfred Ludes zu beauftragen, eine neue Kirche in Vinnum zu bauen.
Die alte Kapelle wurde abgerissen, um an dieser Stelle von Juli 1967 bis September 1968 eine neue Kirche zu errichten. Die Pläne sahen einen sechseckigen Grundriss und 340 Sitzplätze vor.
Diese neue Kirche St. Marien wurde am 08.09.1968 von Weihbischof Heinrich Baaken eingeweiht. Das Innere der Kirche war bereits nach den Erfordernissen des Zweiten Vatikanischen Konzils eingerichtet. Es war eine Abkehr von der traditionellen Langhauskirche, Altar und Ambo rückten in die Mitte der Kirche. Wegen ihrer Modernität wurde die Kirche auch von einigen etwas spöttisch als „St. Starfighter“ bezeichnet.
Ein Kirchturm war zunächst nicht vorgesehen, bildet heute allerdings den Mittelpunkt des Kirchplatzes und nimmt unter anderem auch die Kirchenglocken auf.
1971 wurde das Ensemble um den Kindergarten und am 25.05.1986 um das Pfarrheim erweitert. Dieses wurde von dem Architekten Klaus Ludes entworfen, dem Sohn des Kirchenarchitekten.
Der Priestermangel sorgte allerdings 1981 dafür, dass die Olfener Pfarrer die Seelsorge in Vinnum übernehmen mussten. Am 26.11.2006 (Christkönigs-Sonntag) fusionierte die Gemeinde St. Marien-Vinnum schließlich mit der Gemeinde St. Vitus-Olfen.
JLH