Echte Heimat - Heimatverein Olfen
Text der Gedenktafel
Hinter dem Rathaus stand von 1860 bis 1918 die zweite Olfener Synagoge. Sie löste die erste Synagoge ab, die 1812 an der Oststraße eingerichtet und während des großen Olfener Brands 1857
zerstört worden war. Mit dem Bau der zweiten Synagoge hatte die jüdische Gemeinde im Zentrum Olfens eine Heimat gefunden. In dem Gebäude waren zugleich Schule und Lehrerwohnung untergebracht.
Jüdische Olfener prägten das Leben der Stadt seit 1568 entscheidend mit. Nach 1933 fielen auch jüdische Mitbürger, die ihre Wurzeln in Olfen hatten und aus Olfen fortgezogen waren, dem Terror des
NS-Regimes zum Opfer. Wir erinnern und gedenken der jüdischen Opfer.
Seit 1812 gab es ein jüdisches Gebetshaus (Synagoge), das 1857 beim Olfener Brand zerstört wurde. 1860 wurde eine neue Synagoge hinter dem Rathaus gebaut.
Das Grundstück erwarb die jüdische Gemeinde vom Arzt Bernhard Sulzer.
1914 wurde die Synagoge verkauft, weil nicht mehr genügend Männer zum Gebet in Olfen lebten. 1918 erfolgte der Abriss.
So, 22.08.21 - 11:30 Uhr - Rathaus
Bürgermeister Wilhelm Sendermann und Ludger Besse, Vorsitzender des Heimatvereins Olfen, weihten eine Bronzetafel zum Gedenken an die zweite Olfener Synagoge feierlich ein.
Die Tafel war unter Federführung des Heimatvereins und durch die finanzielle Unterstützung der Stadt Olfen, der Sparkasse Westmünsterland sowie der Volksbank Südmünsterland-Mitte erstellt und an der Fassade des Rathauses angebracht worden. In kurzen Ansprachen dankten nun Bürgermeister Sendermann sowie Theo Watermeier vom Heimatverein den Sponsoren und dem Heimatverein für ihr Engagement.
Eingeladen waren auch Vertreter der katholischen, evangelischen und neuapostolischen Kirche Olfens. Ein auf Hebräisch vorgetragenes Gebet gab der Veranstaltung einen würdigen Rahmen.
Erste Synagoge
Bereits vor 453 Jahren, im Jahr 1568 siedelte sich die erste jüdische Familie in Olfen an. Um eine Synagogengemeinde bilden und öffentlichen Gottesdienst feiern zu dürfen, müssen nach jüdischer Tradition allerdings mindestens 10 männliche Juden zusammenkommen. Diese Voraussetzung dürfte in Olfen bereits Ende 18. Jahrhundert erfüllt worden sein, zu dieser Zeit lebten vier bis fünf jüdische Familien in Olfen. Die Synagoge wird vermutlich in einem Privathaus untergebracht gewesen sein. Ein erstes Synagogengebäude wurde in Olfen 1812, genau im Knick der Oststraße errichtet.
Zweite Synagoge 1860
Beim großen Olfener Brand von 1857 wurde die Synagoge an der Oststraße ein Raub der Flammen. Die jüdische Gemeinde kaufte für den Bau einer neuen Synagoge ein Grundstück hinter dem Amtshaus vom Arzt Bernhard Sulzer – lang, rechteckig und nach Osten ausgerichtet. Am 31. Juli 1860 wurde die neue Synagoge eingeweiht, mit einer Schule und einer Lehrerwohnung. Wie das Bild auf der Bronzetafel zeigt, ein recht stattliches Gebäude für die kleine jüdische Gemeinde Olfens.
Juden in Olfen
Seit Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der in Olfen lebenden Juden allerdings deutlich ab. Dieser Trend ist in allen kleinen Orten des Münsterlandes zu beobachten, denn 1869 erhielten Juden
endlich die rechtliche Geleichstellung und waren nun beispielsweise auch zu akademischen Berufen zugelassen. 1909 lebten in Olfen nur noch drei jüdische Familien. Am 1. Oktober 1914 wurde daher
entschieden‚ das Synagogengrundstück an das Amt Olfen zu verkaufen. Die Synagoge hatte hohe Kosten verursacht und war schon länger nicht mehr genutzt worden. 1918 erfolgte der Abbruch der
Synagoge. 1928 verließen mit Aaron und Therese-Helene Simons die letzten jüdischen Olfener die Stadt. Sie zogen nach Münster, hier wohnte ihr Sohn Erich mit seiner Familie.
Aaron Simons verstarb 1933 in Münster. Seine Frau Therese-Helene, sein Sohn Erich, seine Schwiegertochter und seine beiden Enkel wurden 1943 von den Nationalsozialisten in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Therese-Helene verstarb unter den dortigen Bedingungen bereits nach kurzer Zeit. Ihr Sohn Erich, die Schwiegertochter Elfriede und die Enkelin Lore wurden nach Ausschwitz verschleppt und dort ermordet.
Getrennt von seiner Familie war auch der Enkel Ernst nach Ausschwitze deportiert worden. Er wurde bei Kriegsende auf einen Todesmarsch nach Dachau gezwungen, hier verstarb er. Neben Erich Simons wurden mindestens acht weitere in Olfen geborenen Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten ermordet. Der Text der neuen Gedenktafel erinnert auch an das Schicksal dieser Menschen.
19.07.21
Synagoge heißt ‚Versammlung’. Sie ist für die Juden Zentrum des Gottesdienstes und des sozialen Lebens; sie ist der Platz. wo die jüdische Gemeinde sich zu Gebet und Schriftstudium versammelt. Deshalb heißt sie ‚Bet ha Knettet’ Haus der Versammlung, was auch das griechische Wort ‚Synagoge’ bedeutet.
Erste Synagoge 1812 errichtet
Das Gebäude kann quadratisch oder rechteckig sein. An der Seite, die nach Jerusalem (nach Osten) hin liegt, steht der Schrein mit den Gesetzesrollen. Die Bänke sind so aufgestellt, dass alle Gemeindemitglieder den Thora-Schrein sehen. Während des Gottesdienstes tragen die Männer meist Hüte oder Käppchen und weiße Schals, während die Frauen nur Hüte tragen. Höhepunkt des Gottesdienstes ist die Öffnung des Thora-Schreins. Die Gesetzesrolle wird herausgenommen und durch die Synagoge getragen.
Während des Gottesdienste stehen alle auf und sprechen das 'Sch'ma Jisreal': "Höre Israel, der Herr, unser Gott ist ein einziger Gott! Und du sollst den Herrn, deinen Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Vermögen!" Auf dem Höhepunkt des Gottesdienstes wird der Thora-Schrein geöffnet, die Gesetzesrolle wird herausgenommen und durch die Synagoge getragen. Alle verbeugen sich vor der Thora wenn sie vorbeikommt. Dann wird das Gesetz verlesen.
Mynyan, der 'Gemeindevorstand'
Um eine Synagogengemeinde bilden und öffentlichen Gottesdienst in der Synagoge feiern zu dürfen, müssen nach jüdischem Recht mindestens 10 männliche Juden zusammenkommen. Ein Gremium von 10
Männern, hebräisch 'Mynyan' genannt, ist notwendig, bevor die Thora-Rolle beim Sabbat-Gottesdienst ausgerollt werden darf. Diese Voraussetzung ist in der Stadt Olfen für die jüdische Gemeinde
erst Ende des 18. Jahrhunderts gegeben. Im Jahre 1795 werden im vom Fürstenbischof Maximilian Franz erlassenen Judengeleit für Olfen fünf jüdische Familienväter genannt:
Salomon Anschel, Isaac Abraham, Lefmann Bendix, Salomon Abraham und Leser Benjamin
mit insgesamt 41 Seelen.
Im Jahre 1816 sind in Olfen 9 jüdische Familien mit 44 Seelen sesshaft. Als Berufe für diese 3 Familien werden in der amtlichen Statistik ‚Trödler, Händler und Kaufleute’ angegeben.
Die alten Katastereinrichtungen zeigen, dass die erste Synagoge in der Stadt Olfen 1812 auf dem Grundstück der Familie Salomon Anschel, und zwar genau im Knick der Oststraße, gegenüber von Nr. 12, errichtet worden ist. Direkt neben der Synagoge wohnt die Familie Isaak Abraham. Zum ‚Vorsteher der israelischen Gemeinde in Olfen’ wird Herz Salomon gewählt. Das hebräische Wort für dieses Amt heißt ‚Parnass’. Der Synagogenvorsteher hat wie ein Hausvater für die Gemeinde die Finanzen zu verwalten und im Gottesdienst die zum Vorlesen der Gesetze vorgesehenen Männer der Reihe nach aufzurufen.
Olfen und Werne werden Hauptgemeinden
Mitte des 19. Jahrhunderts sind die zwei größten jüdischen Gemeinden im damaligen Kreis Lüdinghausen
Werne Stadt mit 79 Mitgliedern und
Olfen Stadt mit 58 Mitgliedern.
Als am 6. März 1856 die Repräsentanten der Judenschaft beschließen, im Kreis Lüdinghausen zwei Synagogenbezirke zu bilden, werden folgerichtig Werne und Olfen zu den Hauptgemeinden gewählt.
Nach §30 des Olfener Synagogenstatus sind dem Olfener Synagogenbezirk zwei Untergemeinden zugeordnet:
Alle drei Gemeinden haben ihre eigene Synagoge, ihren eigenen Begräbnisplatz und ihre eigenen Lehrer und Vorsteher.
Das Synagogenstatut begünstigt darüber hinaus die Hauptgemeinde Olfen dahingehend, dass nach §16 die Mitglieder des Vorstandes ihren Wohnsitz in Olfen haben müssen. Das erste Olfener Synagogenstatut unterschrieben von dem Vorstand:
Isaak Abraham und Moses Simons, beide wohnhaft in Olfen.
Synagoge brennt ab
Im großen Olfener Brand von 1857 wird auch die jüdische Synagoge an der Oststraße ein Raub der Flammen. Die neue Synagoge wird von der Oststraße in die Stadtmitte verlegt; denn der Trend
unter den jüdischen Bürgern zum Wohnen geht mehr und mehr in die Stadtmitte, d.h. zum Marktplatz.
Das Grundstück für die neue Synagoge erwirbt die jüdische Gemeinde vom Arzt Bernhard Sulzer. Die Grundstücksfläche wird in den Akten als 'lang, rechteckig und nach Osten sich erstreckend' beschrieben. Der Kaufpreis beträgt 315 Thaler und wird aus Mitteln der jüdischen Gemeinde gezahlt, wofür in den Jahren 1858 - 1860 umfangreiche Hauskollekten gehalten werden. Von der Kirchstraße her führt ein Weg zwischen dem Haus des Schneiders Bußmann und dem zum Rathausbau bestimmten Platz zur Synagoge. Im Grundstückskaufvertrag, der beim Königlich Preußischen Rechtsanwalt und Notar Grönhoff in Lüdinghausen beurkundet wird, heißt es wörtlich:
"Auf dem Weg zur Synagoge steht dem Bußmann eine Fährgerechtigkeit (Wegerecht) bis an das dort zu errichtende Tor zu. Sonstige Servituten (Belastungen) liegen dem verkauften Grundstück noch ob."
Neue Synagoge mit Schule und Lehrerwohnung
Am 31. Juli 1860 wird die neue Synagoge in Verbindung mit einem Schulhaus und einer Lehrerwohnung eingeweiht. Wie das einzig erhaltene Foto der Synagoge zeigt, war es für die kleine jüdische Gemeinde in Olfen ein recht stattliches Gebäude.
Ein Überblick über die Anzahl der jüdischen Familien in Olfen durch die Jahrzehnte zeigt ein Anwachsen der Zahl bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, aber ein schnelles Absinken zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Dieser Trend ist in allen kleinen Orten des Münsterlandes zu beobachten. Die Ursachen liegen darin begründet, dass ab 1869 die Juden auch zu akademischen Berufen zugelassen werden. Zudem vergrößert die junge Generation der alten jüdischen Kaufmannsfamilien ihre Geschäfte, wozu in kleinen Orten die Kaufkundschaft fehlt. Auch ist es für die jüdischen Eltern in kleinen Gemeinden immer schwieriger, die religiöse und schulische Bildung ihrer Kinder zu fördern.
Im Jahre 1909 leben in Olfen nur noch drei jüdische Familien:
Synagoge wird verkauft
Am 1. Oktober 1914 wird in der Vorstandssitzung des Synagogenbezirks Olfen von Präses Abraham Lazarus der Antrag gestellt, ‚das Synagogengebäude in Olfen zu veräußern, da die Unterhaltung alljährlich große Kosten verursache, wohingegen eine Benutzung der Synagoge seit langen Jahren nicht mehr stattgefunden habe.’ Der Vorstand gibt dem Antrag statt und beschließt einstimmig: ‚Das Synagogengebäude in Olfen ist baufällig und hat stets große Reparaturen erfordert. Es sind in Olfen nur noch drei jüdische Familien wohnhaft. Wir sind deshalb damit einverstanden, dass das Gebäude zum Abbruch verkauft wird, und zwar zum Preise von 2.400 RM an das Amt Olfen. Ein etwaiger Überschuss nach Bezahlung der vorhandenen Schulden soll zur Unterhaltung des jüdischen Begräbnisplatzes hier zinsbar belegt werden.’
Synagoge wird abgebrochen
1918 wird die Synagoge im Auftrage des Amtes Olfen abgebrochen; erst zwei Jahre später wird das Statut der Synagogengemeinde Olfen dahingehend abgeändert, dass nun Lüdinghausen zur Hauptgemeinde erklärt wird und Olfen und Bork zu Untergemeinden.
Im Jahre 1928 verlässt die letzte jüdische Familie 'Aaron und Therese Helene Simons' Olfen und zieht nach Münster zu ihrem Sohn Erich.
Bernhard Wilms
Quelle: Gertrud Althoff: Geschichte der Juden in Olfen - jüdisches Leben im katholischen Milieu einer Kleinstadt im Münsterland
Konzentrationslager Auschwitz
Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen des Konzentrationslager Auschwitz. Dieses KZ war 1941 vom Reichsführer SS Heinrich Himmler zunächst als Arbeitslager, dann als Vernichtungslager errichtet worden. Mehr als eine Million Menschen sind in Auschwitz ermordet worden, die meisten von ihnen Juden.
Ziel des Nationalismus war von Beginn an die Ausrottung des Judentums. Schon im Programm der NSDAP aus dem Jahre 1920 heißt es im Artikel 4:
Staatsbürger kann nur sein wer deutschen Blutes ist. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein.
Adolf Hitler schreibt im Jahre 1924 in seinem Buch ‚Mein Kampf‘ (dieses Buch befand sich in vielen deutschen Familien) auf der Seite 334:
Juden sind immer nur Parasiten im Körper anderer Völker. Sie sind und bleiben die ewigen Schmarotzer, die wie ein schädlicher Bacillus sich immer mehr ausbreiten.
Die Konsequenz dieser furchtbaren Aussagen war die Ermordung von sechs Millionen Juden in Europa. Zwischen 1941 und 1945 wurden auch neun jüdische gebürtige Olfener in Konzentrationslagern umgebracht.
Olfener Juden
In ihrem Buch ‚Geschichte der Juden in Olfen‘ (erschienen im LIT-Verlag Münster) beschreibt Gertrud Althoff u.a. das Schicksal der jüdischen Familie Simons. Hier ein kurzer Auszug der Geschichte der Familie Simons:
Aaron und Therese Helene Simons hatten zwei Söhne, Erich und Albert.
Erich Simons war als Soldat im 1. Weltkrieg schwer verwundet worden und betrieb seit dem Jahre 1925 eine Anwaltspraxis in Münster.
Albert Simons, im Ersten Weltkrieg vier Jahre Soldat, war Facharzt für Krebsforschung an der Berliner Charité. Aufgrund des ‚Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums v. 07.04.1933‘ verlor er seine Anstellung an der Charité. 1938 emigrierte er nach Palästina und entging so der Deportation nach Auschwitz.
Die letzten Juden 'Simons' verlassen Olfen
Im Jahr 1928 verlassen Aaron und Therese Helene Simons als letzte jüdische Familie Olfen und ziehen nach Münster. Nach dem Tod von Aaron Simons im Jahre 1933 zieht Therese Helene zu ihrem Sohn Erich.
Als Erich Simons am 29. März 1933 als Rechtsanwalt das Amtsgericht in Münster betreten wollte, verstellten SA Leute den Weg. Durch das Gesetz vom 07.04.1933 verlor er sein Notariat. Seine Arbeit als Verteidiger beim Gericht wurde nur unter vielen Erschwernissen - Wachposten verhinderten, dass Klienten zu ihm in seine Anwaltspraxis kommen konnten - noch einige Jahre geduldet, da er 50% kriegsversehrt war.
Nach der Progromnacht 09./10. November 1938 wurde seine Rechtsanwaltspraxis geschlossen und er wurde mit seiner damals 71jährigen Mutter Teresa Helene, seiner Ehefrau Elfriede und seinen zwei Kindern Ernst (12 Jahre) und Lore (4 Jahre) und vielen anderen jüdischen Familien in ein ‚Judenhaus‘, Bahnhofstraße 42 gezwängt. Ferner musste Erich Simons nach der ‚Verordnung über eine Sühneleistung der deutschen Juden‘ eine Kontribution, eine sogenannte ‚Judenvermögensabgabe‘, in Höhe von 23.000 RM zahlen.
Ernst ‚Israel‘ Simons musste als ungelernte Arbeiter in einem Gartenbaubetrieb in Münster wöchentlich 60 Stunden Zwangsarbeit leisten für einen Stundenlohn von 0,26 RM.
Nach einer Verordnung des Reichsministeriums mussten alle Juden den zusätzlichen Vornamen ‚Sarah‘ bzw. ‚Israel‘ annehmen und auf ihrer Kleidung den gelben Stern tragen zum Zweck der Ausgrenzung zu den arischen Deutschen.
Deportation ins KZ Theresienstadt
Am 12. Mai 1943 erfolgte die Deportation der Familie Simons, auch der nun 76jährigen Mutter Therese Helene, ins KZ Theresienstadt. Therese Helene Simons kam schon zwei Monate später in diesem KZ ums Leben. Am 28. September 1944 wurde Erich Simons mit seiner Familie nach Auschwitz verschleppt. Auf der Rampe in Auschwitz erfolgte die die Selektion. Erich, seine Ehefrau Elfriede und die kleine Lore wurden sofort nach der Ankunft vergast. Ernst Simons, 18 Jahre alt, wurde zur Arbeit selektiert. Beim Herannahen der sowjetischen Truppen wurde er auf dem ‚Todesmarsch‘ nach Dachau geschickt wo er am 9. Januar 1945 ermordet wurde.
Bernhard Wilms
Quelle: Gertrud Althoff: Geschichte der Juden in Olfen - jüdisches Leben im katholischen Milieu einer Kleinstadt im Münsterland
Prof. Dr. med. Albert Aaron Simons
Die beiden Brüder Albert und Erich Simons hatten Olfen bereits nach ihrem Schulabschluss verlassen. Als Schüler besuchten sie die Rektoratsschule in Olfen, legten ihr Abitur am Gymnasium Laurentianum in Warendorf ab und studierten.
Beide kämpften als Soldaten für das Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg. Albert Simons war er vier Jahre im Einsatz für das Deutsche Reich und arbeitete in zahlreichen Lazaretten.
Wegen seiner gesundheitlichen Einschränkungen verschrieb er sich ganz der Forschung gegen Krebs, zunächst einige Zeit in Düsseldorf, dann in der Röntgenabteilung der Charité (Universität) in Berlin. Seine Erfolge im Bereich der Strahlentherapie führten zu zahlreichen Veröffentlichungen und internationaler Anerkennung. 1929 gelang ihm die Habilitation zum Privatdozenten an der Berliner Universität. Er beschäftigte sich hier intensiv mit der Radium-Bestrahlung der Geschwülste. 1933 wurde er gezwungen, seine Stellung an Universität und Krankenhaus aufzugeben. Er musste emigrieren.
Trotz Angeboten aus den USA entschied er sich nach Palästina auszuwandern. Er fand in Tel Aviv eine neue Heimat. Trotz seiner Taubheit erlernte er hier die hebräische Sprache, nahm seine Forschungen wieder auf und erwarb sich Anerkennung im In- und Ausland.
Aufgrund seiner Strahlenforschungen erkrankte schwer. Trotz Schmerzen hat er bis zu seinem Ende in seinem Institut gearbeitet. Am 5. Dezember 1955 verstarb er an den Folgen eines Krebsleidens. Trotz seinem schweren Schicksal war er ein glücklicher Mensch, der in allen und allem nur das Gute und Edle sah. Er belastete andere nicht mit seinen persönlichen Sorgen. Er besaß eine außergewöhnliche suggestive Kraft, größte Opferwilligkeit, Energie und Pflichttreue.
22.08.21 - HPD