Echte Heimat - Heimatverein Olfen 

Digitaler Stadtrundgang - Zur Geest

 

Auch wenn Olfen eine Stadt ist, die in ihren Grundzügen auf das Mittelalter zurückgeht, sind manche Straßen im Ortskern erst gut 150 Jahre alt. Der Olfener Brand von 1857 machte umfangreiche Wiederaufbauarbeiten notwendig. Diese Notwendigkeit nutzte man zugleich als Möglichkeit einige Straßen neu anzulegen und andere zu verbreitern. Auch die heutige Straße Zur Geest (Foto rechts) existierte vor dem Brand noch nicht, hier befand sich ein zur Gaststätte Lohmann gehörender Garten (Foto links). Eine Durchfahrt zum Marktplatz war nicht möglich.

 

Gaststätte Lohmann

Die Gaststätte Lohmann prägte das Bild der Olfener Innenstadt und der Straße „Zur Geest“ über viele Jahrzehnte. 1973 ließ die Stadt das von ihr erworbene Gebäudeensemble abreißen. Zunächst entstanden hier Parkplätze, später Wohn- und Geschäftshäuser. Dem Zeitgeist entsprechend wollte man dem Auto mehr Platz einräumen und „Luft im Stadtkern“ schaffen, wie die Lokalzeitung textete.

 

1865 war die Gastwirtschaft Lohmann im Zentrum Olfens erbaut worden, am 16. März 1878 erhielt sie die vom Landrat unterzeichnete Schankerlaubnis. Das letzte Bier wurde an Silvester 1972 gezapft.

 

Neben der Gastwirtschaft war das Haus Lohmann auch ein wichtiger Ort der Pferdezucht. Im Jahr 1909 wurde hier, mitten im Ort, die Deckstelle des staatlichen Landgestüts aus Warendorf eingerichtete. Züchter aus der näheren und weiteren Umgebung nutzten dieses Angebot rege, um ihre Stuten durch staatlich geprüfte Beschäler (Hengste im Deckseinsatz) decken zu lassen.

 

Zunächst kamen vor allem Landwirte. Sie benötigten die schweren Kaltblüter belgischen Typs für die schwere Arbeit auf dem Feld. Der gestiegene Bedarf an schweren Arbeitspferden nach der Jahrhundertwende war mit ursächlich für die neue Deckstation in Olfen.

 

Zur Unterbringung der Hengste aus Warendorf hatte Lohmann extra neue Ställe gebaut. Über fünf Jahrzehnte befand sich die Deckstelle bei Lohmann, das Jubiläum wurde 1959 groß gefeiert. 1968 wurde die Deckstelle verlegt, ihre neue Heimat fand sie in den Ställen auf Schloss Sandfort in Vinnum. Auch hier blieben die Hengste über viele Jahrzehnte bevor sie auf einen Hof in der Bauerschaft Sülsen umzogen. Seit wenigen Jahren befindet sich die staatliche Deckstelle nun auf dem Hof Trogemann in Vinnum.

 

Kaltblüter sucht man indes vergebens, im Fokus der westfälischen Pferdezucht stehen heute Sport- und Freizeitpferde. Aber auch die Kulturrasse des Rheinisch-Deutschen Kaltbluts wird in den Ställen des Landgestüts in Warendorf erhalten.

 

Pflaster, Beschilderung und Beleuchtung

Um 1910 wurden schließlich viele Olfener Straßen zu Chausseen ausgebaut und gepflastert. In der Innenstadt wurden nun auch Straßenschilder und Petroleumlampen aufgestellt, der Anschluss an das Stromnetz erfolgte schließlich am 24. Februar 1913.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Wesentliche Veränderungen erhielt das Ortsbild auch nach dem Zweiten Weltkrieg. Seit Anfang der 1960er Jahre wurden im Bereich Oststraße, Von-Vincke-Straße, Im Selken, Lindenstraße, Am hohen Ufer, Lärchenstraße, Kiebitzheide, Telegenkamp, Gartenstraße und Milchpfad (heute zum Teil bereits wieder entfernte) Bürgersteige und Zebrastreifen angelegt. Außerdem wurde die Straßenbeleuchtung ausgebaut. Zudem erleuchtet seit 1963 eine Weihnachtsbeleuchtung die Olfener Straßen während der Adventszeit.

 

Ortsumgehung

Wesentlich entlastet wurde die Innenstadt ab 1986 durch den Bau der Ortumgehung B 235. Dies ermöglichte eine Umgestaltung der Innenstadt bei der nicht mehr der Verkehr sondern die Lebensqualität der Menschen im Vordergrund stehen sollte. 1987 bis 1988 wurden so die Funnenkampstraße, die Straße Zur Geest sowie die Kirch- und Neustraße erneuert.

 

Straßen, Orte der Begegnung 

Straßen waren aber von jeher mehr als Verkehrswege. Sie sind auch Orte der Kommunikation, Begegnung und des Brauchtums. Sie boten und bieten auch den Raum für Schützenparaden, religiöse Prozessionen und Karnevalsumzüge.

 

Die zentrale Lage der Gaststätte Lohmann im Ort an der Straße „Zur Geest“ sorgte auch dafür, dass hier lange Jahre ein Altar zur Fronleichnamsprozession aufgestellt wurde.

 

JLH